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Wildtiere vor Windrädern in der Dämmerung

Wild & Mensch

Heute zieht es die Menschen in ihrer Freizeit immer häufiger auch in die Natur. Das bedeutet zunehmend Stress in der Tierwelt. Denn auch Tiere brauchen Orte, an denen sie ungestört leben können.

Freizeitnutzung

Wild fühlt sich dann ungestört, wenn Menschen vorhersehbar agieren und in den Revieren auf den angelegten Wegen bleiben. Daher ist es wichtig, dass die Menschen die Natur als Wohnzimmer der Tiere begreifen und mehr darüber nachdenken, welche negativen Folgen ihr Eindringen auf das Leben der Wildtiere haben kann. Der NÖ Jagdverband bemüht sich, dieses Bewusstsein zu schärfen, und schlägt drei Grundregeln zum Thema Freizeitnutzung vor, die das Zusammenleben von Mensch und Wild erleichtern: 

 

  • Wildtiere begreifen uns Menschen dort nicht als Bedrohung, wo sie uns erwarten. Das heißt auf Wanderwegen oder Skipisten sind die Tiere gewohnt, auf uns zu treffen. Wenn wir diese abgesteckten Pfade verlassen, dringen wir im Grunde in fremden Lebensraum ein. Die Tiere fühlen sich bedrängt und geraten in Panik. Rotwild flüchtet oft kilometerweit bis es sich wieder sicher fühlt. Eine Flucht ist anstrengend und kostet dem Tier viel wertvolle Energie. Gerade im Winter kann das aufgrund der ohnehin schon sehr knappen Nahrungsversorgung tödlich enden.
  • Das Revier ist in erster Linie ein Lebensraum beziehungsweise das Ess- und Schlafzimmer der Wildtiere. Gerade in der Dämmerung ist es daher wichtig, den Tieren ihre Ruhe zu gönnen. Denn so wie wir Menschen nicht gesund leben könnten, wenn dauerhaft unser Handy klingelt oder wir aufgeweckt und fortgetrieben werden, so ist dieser Zustand auch für das Wild anstrengend und ungesund.
  • Es hilft, die Gewohnheiten und Verhaltensweisen der Wildtiere zu kennen. Wer im Wald unterwegs ist, muss sich bewusst sein, dass er dort nicht alleine sondern im Lebensraum der Wildtiere ist. Je mehr Wissen über die Verhaltensweisen der Tiere vorhanden ist, desto sensibler werden unser Denken und Handeln.

Verkehr

Mindestens 30.000 Wildtiere kommen in Niederösterreich durch den Straßenverkehr pro Jahr zu Tode. Besonders betroffen sind Rehe (15.000 Stück), Niederwild (12.000 Stück) und Wildschweine (400 Stück).

 

Deshalb setzt sich der NÖ Jagdverband für die Sicherheit von Wild und Mensch ein. Gemeinsam mit dem Land Niederösterreich und der Universität für Bodenkultur wird seit zehn Jahren das Projekt „Wildtiere & Verkehr – Reduktion von verkehrsbedingtem Fallwild“ durchgeführt. Insgesamt wurden in 385 Jagdrevieren 80.000 optische und 4.000 optisch-akustische Wildwarngeräte entlang von 1.250 Kilometern Landesstraßen ausgebracht.

 

Die Projektkosten von EUR 650.000 tragen zu zwei Dritteln die NÖ Jägerschaft gemeinsam mit Partnern und zu einem Drittel das Land Niederösterreich. Die Planung der Maßnahmen und die wissenschaftliche Betreuung des Projektes werden vom NÖ Jagdverband finanziert. Durch diese Strategie ist es gelungen, die Zahl der Rehwild-Nachtunfälle um bis zu 70 Prozent zu reduzieren.

 

Das Wild muss insbesondere beim Wechsel zwischen Sommer- und Winterlebensraum aufgrund von Neu- und Ausbauten von Verkehrswegen zunehmend Straßen überqueren. Dabei kommt es insbesondere in der Nacht sowie in der Dämmerung zu Unfällen, da Wildtiere in dieser Zeit aktiv sind und die Sicht schlechter ist. Im Falle eines drohenden Zusammenstoßes mit einem Wildtier sollte stark gebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden, denn Ausweichmanöver stellen ein hohes Risiko für die Insassen und andere Verkehrsteilnehmer dar. Sollte es zu einem Unfall kommen, müssen die Fahrzeuglenker das Fahrzeug abstellen und die Unfallstelle absichern. Grundsätzlich muss jeder Unfall – also auch wenn das Tier flüchtet – der Polizei gemeldet werden, die das Geschehen aufnimmt und die Jägerschaft informiert, die die Bergung übernimmt. Das Tier darf keinesfalls mitgenommen werden.

 

Der NÖ Jagdverband verfolgt zwei Wege, um die Zahl der Wildunfälle zu senken: Einerseits eine weitere Sensibilisierung der Fahrzeuglenker und andererseits die Anwendung von Vergrämungsmaßnahmen wie Duftzäunen sowie die Installation von akustischen und optischen Warnmeldern, um die Wildtiere von den Straßen fernzuhalten bzw. vor herannahenden Fahrzeugen zu warnen.

 

Im Bereich Service finden Sie das Erhebungsblatt.

Landwirtschaft

Der NÖ Jagdverband setzt sich für den Erhalt eines artenreichen und gesunden Wildbestands ein. Gleichzeitig berücksichtigt er die Interessen der Land- und Forstwirtschaft. Darum ist die Wildschadenssituation ein wesentlicher Teil der Abschlussplanung. Die Jägerinnen und Jäger in Niederösterreich arbeiten gemeinsam mit der Land- und Forstwirtschaft an der Gestaltung von Lebensräumen, fördern die wissenschaftliche Forschung und unterstützen Naturschutzbemühungen.

 

Der aktive Schutz von Lebensräumen zählt zu den wesentlichen Anliegen der Jägerschaft, denn sie sind auch Einstand und Lebensraum für Wildtiere. Hunderte Kilometer von Hecken, Grünbrachen und Ökostreifen, die sie angelegt haben, geben ein sichtbares Zeugnis davon und sind ein wichtiger Beitrag für eine schöne und vitale Kulturlandschaft. Sie sind als Einstand für Niederwild zudem Voraussetzung für die Entwicklung eines artenreichen Bestands. In diese Richtung sollen die Bemühungen auch in Zukunft intensiviert werden, denn der geeignete Lebensraum in der Agrarlandschaft schwindet Zusehens.

 

Darüber hinaus informiert der NÖ Jagdverband in Vorträgen im Rahmen der Mehrfachantrags-Schulungen Landwirtinnen und Landwirte über eine niederwildfreundliche Bewirtschaftung. Damit soll ein Beitrag für die Schaffung und Erhaltung von niederwildgeeigneten Biotopen geleistet werden.

Forstwirtschaft

Gelebter Naturschutz ist eine wesentliche Säule der Weidgerechtigkeit. Jede Gefährdung des Waldes als Lebensraum für Wildtiere ist daher aus Sicht des NÖ Jagdverbandes zu vermeiden. Dabei sind Wälder hochkomplexe Lebensgemeinschaften, die im Vergleich zu anderen Landschaftstypen oft noch sehr naturnah aufgebaut sind. Als unersetzliche Heimstätte für eine Vielfalt unterschiedlichster Lebewesen bieten sie Wohnraum, Nahrung und Schutz für jagdbares Wild.

 

Neben ihrer Eigenschaft als Lebensraum für eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt kommt den Wäldern auch eine hohe wirtschaftliche und überwirtschaftliche Bedeutung zu: Der Wald hat eine Nutzwirkung als Produzent des Rohstoffs Holz, eine Schutzwirkung vor Umwelteinflüssen, eine Wohlfahrtswirkung durch den positiven Einfluss auf die Umwelt sowie eine Erholungswirkung. Die NÖ Jägerschaft strebt daher eine optimale Wilddichte im Sinne der biotischen und wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Waldes an. Aufgrund des engen Zusammenhanges und den Wechselwirkungen von Waldvegetation und Wild kennen die Jägerinnen und Jäger die wichtigsten Grundlagen über die Zusammenhänge im Ökosystem Wald und die Waldbewirtschaftung, um eine nachhaltige Bewirtschaftung sicherzustellen.

 

 

Bildhinweise: (c) Ingo Gerlach (Windräder), Stefan Meyers (Gams), Adolf Schilling (Reh), Michael Breuer (Gänse, Wildschwein)