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Wildtiere & Verkehr: 15 Jahre, 500 Reviere

5. September 2024

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NÖ Straßendienst, NÖ Jagdverband und Land&Forst Betriebe kooperieren für mehr Verkehrssicherheit und Tierschutz. 2024 gehen erneut über 5.600 Wildwarngeräte an Jägerinnen und Jäger.

Krems, 05. September 2024 – Vor 15 Jahren startete das Projekt „Wildtiere & Verkehr“, bei dem die Jägerinnen und Jäger gemeinsam mit dem Straßendienst ST2 in Niederösterreich Wildwarnreflektoren und -geräte entlang von Landesstraßen anbringen. Pünktlich zum Jubiläum können sich die Kooperationspartner NÖ Straßendienst, NÖ Jagdverband und Land&Forst Betriebe Österreich (LFBÖ) sowie die Universität für Bodenkultur in Wien zudem über 500 aktive Reviere im Projekt freuen. Auch wurden wieder 5.270 optische Wildwarnreflektoren und 340 optisch/akustische Wildwarngeräte in der Straßenmeisterei Krems ausgegeben. Sie werden in 22 neuen und 46 bestehenden Revieren angebracht. Wildbiologische, jagdwirtschaftliche und straßenbauliche Begleitmaßnahmen wie z. B. höhere Mähfrequenzen des Straßenbegleitstreifens tragen zusätzlich zur Reduktion der Wildunfälle in Niederösterreich bei.

Alljährlich kommen rund 30.000 Wildtiere als Folge eines Wildunfalls auf Niederösterreichs Straßen zu Tode. Das Land Niederösterreich, der NÖ Jagdverband und die LFBÖ arbeiten daher daran, diese Zahl zu senken. Im Zuge des Projekts „Wildtiere und Verkehr – Reduktion von verkehrsbedingtem Fallwild“ installieren die Jägerinnen und Jäger gemeinsam mit dem NÖ Straßendienst allein 2024 in 68 Revieren wieder insgesamt 5.617 Wildwarngeräte und -reflektoren sowie andere Schutzmaßnahmen wie Duftstoffe. Damit werden ca. 60,5 Kilometer Straße neu ausgerüstet und 27 Kilometer in bereits bestehenden Testrevieren erhalten ein Upgrade.

„Wenn ein Reh in der Dämmerung plötzlich die Straße wechselt, bleibt das Herz eines jeden Autofahrers für kurze Zeit stehen. Das kann schnell lebensgefährlich sein. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, Leben zu retten und Wildunfälle zu reduzieren, setzen wir in Niederösterreich landesweite Schutzmaßnahmen. Mittlerweile sind 500 Jagdreviere mit 130.000 Wildwarnreflektoren, 6700 Wildwarngeräten und 44 olfaktorischen Vergrämern auf 1.873 Kilometern Landesstraße ausgestattet. Das Projekt „Wild & Verkehr“ ist in Österreich einzigartig. Die Jägerschaft spielt eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung. Das ist nicht selbstverständlich. Wir werden die Offensive für Verkehrssicherheit und Wildtierschutz fortsetzen“, informiert Niederösterreichs Verkehrslandesrat LH-Stellvertreter Udo Landbauer.

Landesrätin Susanne Rosenkranz überreichte heute die neuen Wildwarngeräte in der Straßenmeisterei Krems. „Der Zusammenschluss aus Jägerschaft und NÖ Straßendienst ist ein großer Erfolg zum Schutz von Mensch und Tier. Ich bedanke mich bei allen Projektpartnern für die großartige Initiative. Allein heuer werden 5.270 optische Wildwarnreflektoren, 340 optisch/akustische Wildwarngeräte und andere Schutzmaßnahmen wie Duftstoffe in 22 neuen und 46 bestehenden Revieren installiert. Damit werden 45 Kilometer Straße neu ausgerüstet und 15 Kilometer erhalten ein Upgrade“, betont die Tierschutzlandesrätin.

Die wichtige Zusammenarbeit für die Verkehrssicherheit betont LAbg. Josef Edlinger in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: „Die Sicherheit der Menschen und der Schutz von Natur und Wildtieren steht für uns an erster Stelle. Die Zahlen des Projekts sprechen für sich: über 1.870 Kilometer Landesstraße und hier besonders neuralgische Stellen wurden mit Wildwarngeräten und -reflektoren ausgestattet und die Wildunfälle um bis zu 70 Prozent reduziert. Davon profitieren die Autofahrerinnen und -fahrer, aber auch die Wildtiere.“

Rainer Irschik, Straßenbaudirektor-Stv. in Niederösterreich, betont, dass es aber auch die Mithilfe der Autofahrerinnen und Autofahrer braucht: „Wir appellieren, besonders auf den Straßenabschnitten, die durch Waldgebiete oder entlang von landwirtschaftlich genutzten Flächen führen, besondere Vorsicht walten zu lassen, damit es zu keinen Wildunfällen kommt. Die Wildwarngeräte an den weiß-schwarzen Straßenpflöcken sind zudem für alle sichtbar und ein klares Zeichen, das Tempo anzupassen und die Straßenränder im Blick zu behalten.“

Friedl: 1.800 Kilometer entspricht Strecke Wien-Barcelona

Die Geräteinvestitionssumme von 81.000 EUR sowie die Servicekosten von 6.200 EUR im Jahr 2024 tragen die Jägerinnen und Jäger sowie das Land Niederösterreich. Die Planung der Maßnahmen und die wissenschaftliche Betreuung des Projektes wird vom NÖ Jagdverband finanziert und von den LFBÖ in Abstimmung mit den Jägerinnen und Jägern in den Revieren übernommen.

„Der NÖ Jagdverband und die Jägerinnen und Jäger unterstützen das Projekt seit Beginn an. Aktuell sind dadurch 1.873 Kilometer Straße mit Wildwarngeräten ausgestattet – das entspricht in etwa der Straßenstrecke Wien-Barcelona. Zudem suchen sie im Bedarfsfall nach Unfällen mit Jagdhunden nach, um die Wildtiere schnellstmöglich versorgen zu können und Tierleid zu vermeiden. Damit erbringen sie einen enormen Nutzen für die Allgemeinheit“, sagt der stellvertretende Landesjägermeister Gerald Friedl. Der NÖ Jagdverband sensibilisiert zudem in Zusammenarbeit mit dem ORF Niederösterreich in Spots um die Sendung NÖ Heute Autofahrerinnen und -fahrer. Die Zusammenarbeit mit der Exekutive beim Projekt „Gemeinsam. Sicher“ ermöglicht eine schnellere Nachsuche und Versorgung verletzter Wildtiere. „Der NÖ Jagdverband sowie die Jägerinnen und Jäger kommen ihrer Verantwortung nach“, so Friedl.

Mylius: Mensch und Wild profitieren gleichermaßen

LFBÖ-Präsident Konrad Mylius: „Zum 15-jährigen Jubiläum des Projekts ‚Wildtiere & Verkehr‘ feiern wir nicht nur einen bedeutenden Erfolg für die Verkehrssicherheit in Niederösterreich, sondern auch die herausragende Kooperation aller Beteiligten, die dieses Ergebnis über mehr als ein Jahrzehnt hinweg ermöglicht hat. Dies ist eine wahre Erfolgsgeschichte im Sinne eines ganzheitlichen Natur- und Lebensraummanagements.“

Projektleiter DI Wolfgang Steiner: „Wildunfallschutz kann nur gemeinsam erfolgreich gelebt und umgesetzt werden – dafür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung, Straßendienst, Jagd, Tierschutz, Wissenschaft und Sponsoren unabdingbar. In unserem Projekt „Wildtiere und Verkehr Niederösterreich“ haben wir genau das erreicht: gemeinsam für die Erhöhung der Verkehrssicherheit für Tier und Mensch und für die Verminderung von Tierleid entlangunserer Verkehrswege.“

Verhaltensrichtlinien bei Wildunfällen

Im Falle eines drohenden Zusammenstoßes mit einem Wildtier sollte stark gebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden, denn Ausweichmanöver stellen ein hohes Risiko für die Insassen und andere Verkehrsteilnehmer dar. Sollte es zu Wildunfällen kommen, müssen die Fahrzeuglenker das Fahrzeug abstellen und die Unfallstelle absichern. Nach der Versorgung von verletzten Personen müssen Polizei und im Bedarfsfall Rettung verständigt werden. Grundsätzlich muss jeder Unfall – also auch wenn das Tier flüchtet – der Polizei gemeldet werden, die den Unfall aufnimmt und die Jägerschaft informiert, von der dann die Bergung übernommen wird. Das Tier darf keinesfalls mitgenommen werden.