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NÖ Jagdverband setzt Schwerpunkt „Zukunft.Lebensraum“

25. September 2024

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Expertenkongress und Runde Tische des NÖ Jagdverbands diskutierten Ziele, Strategien und Maßnahmen für Wildtiere und Lebensräume, Tourismus und Raumplanung, um Klimawandel, Verlust der Habitatqualität und Artenschwund zu begegnen.

Es braucht gemeinsame Strategien, eine arten- und strukturreiche Attraktivierung und eine zukunftsorientierte Lebensraumgestaltung und -vernetzung unter Mitwirkung natürlicher Prozesse, um die Lebensräume standortgerecht zu entwickeln sowie klimafit zu machen. Jägerinnen und Jäger spielen dabei eine wesentliche Rolle: Sie haben einen ganzheitlichen Blick auf die Lebensräume, schaffen Habitate, hegen das Wild, erkennen Veränderungen und ermöglichen einen Interessenausgleich. Die Jagd ist damit Teil der Lösung.

Expertenkongress beleuchtet Wildansprüche und deren Erfüllung

Das waren die zentralen Ergebnisse des Expertenkongresses für Jägerinnen und Jäger „Zukunft. Lebensraum. Droht mit der Arten- auch eine Lebensraumkrise?“, bei dem Stakeholder aus Jagd, Wissenschaft, Land- und Forstwirtschaft, Politik und Umweltschutzorganisationen Lösungen für attraktive Lebensräume diskutierten. Die Veranstaltung war der Auftakt für den Schwerpunkt Lebensraum des NÖ Jagdverbands, im Zuge dessen in unterschiedlichen Veranstaltungen konkrete Maßnahmen zu einem Gesamtpaket geschnürt werden. Die Details zur Veranstaltung können im entsprechenden Beitrag nachgelesen werden.


Forderungen für optimale Rahmenbedingungen

Die Jägerinnen und Jäger brauchen aber auch die richtigen Rahmenbedingungen, um das Handwerk Jagd ausüben und ihre Leistungen für die Allgemeinheit erbringen zu können. Dazu formulierte die Expertinnen und Experten folgende Forderungen:

  • Versachlichung des politischen Dialogs sowie Entscheidungen auf Basis von Fakten, wissenschaftlichen Studien und praktischen Erkenntnissen aus Jagd, Land- und Forstwirtschaft
  • Politische Biodiversitäts-Initiativen nicht nur für jeweils Land- und Forstwirtschaft, sondern endlich ganzheitlich denken und entsprechende Strategien schnüren
  • Partnerschaftsprinzip zwischen Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Politik und Wissenschaft insbesondere vor Projekten zur Aufforstung oder Biotopentwicklung, um gemeinsam eine Strategie zu entwickeln. Aus Sicht der Jagd sollten dabei vor allem Bejagungsstrategien und nötige Reviereinrichtungen, Äsung und Wildschadensverhütung, Baumartendurchmischung in den ersten Jahren sowie langfristige Ziele formuliert werden.
  • Wildtiergerechte Lebensraumentwicklung und Schaffen resilienter und klimafitter Lebensräume
  • Klare, praxistaugliche und vor allem zielorientierte Biodiversitätsstrategie mit entsprechender Förderung von Biodiversitätsleistungen insbesondere für Jägerinnen und Jäger, die diese Maßnahmen ehrenamtlich setzen
  • Förderung von überbetrieblichen Biodiversitätsprojekten und deren Vernetzung
  • Ausreichender Schutz der Einstände und Lebensräume von Wildtieren sowie Förderung von land- und forstwirtschaftlichen Praktiken, die das gewährleisten
  • Klare Regeln für Tourismus und Freizeitwirtschaft in punkto Lebensraumnutzung


Runde Tische verdichten Inhalte

Der NÖ Jagdverband stellte 2024 neben dem Expertenkongress auch drei Runde Tische als Foren zur Verfügung, bei denen diese Forderungen diskutiert und weiterentwickelt wurden.

Runder Tisch „Wild“

Nach dem Expertenkongress im April 2024 tourte der NÖ Jagdverband durch Niederösterreichs Viertel, um mit Expertinnen und Experten die Ansprüche von Wildtieren, Maßnahmen für attraktive und klimafitte Lebensräume sowie notwendige Rahmenbedingungen für deren Umsetzung zu diskutieren. Beim ersten Runden Tisch „Wild“ im Francisco Josephinum in Wieselburg erörterten Expertinnen und Experten aus Forschung und Jagd unter der Moderation von NÖ Jagdverband-Geschäftsführer Leopold Obermair Veränderungen in den Habitaten und die Folgen für das Wild. Dabei wurde auch der Einfluss der Jagd auf Lebensräume und Wildbestände kritisch beleuchtet. Die Expertinnen und Experten sind sich einig: Es braucht einen steten Dialog aller Stakeholder und ein Miteinander mit den Grundeigentümern, aber auch Forschungsprojekte zum veränderten Wildverhalten im Klimawandel und politische Initiativen, die die Lebensraumverbesserung fördern. Dabei gilt der Grundsatz: Großräumig denken, kleinräumig umsetzen.
Details sind im Beitrag zum 1. Runden Tisch nachlesbar.


Runder Tisch „Mensch“

Die Lebensraum-Tour durch Niederösterreichs Viertel wurde mit dem Runden Tisch „Mensch“ fortgesetzt. Der NÖ Jagdverband bot erneut eine Plattform für den konstruktiven Dialog zwischen Vertretern aus Land- und Forstwirtschaft, Wissenschaft, Jagd, Regionalentwicklung sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft. Der erste Runde Tisch fokussierte sich auf veränderte Lebensräume und Maßnahmen, um die Ansprüche der Wildtiere zu erfüllen. Beim zweiten Runden Tisch diskutierten die Experten diese Maßnahmen und wie die vielfältigen Interessen der unterschiedlichen Nutzergruppen bei der gemeinsamen Umsetzung gewahrt werden können. Die Experten betonten: Das aufrichtige Miteinander, die Kommunikation auf Augenhöhe sowie ganzheitliches Denken und Planen aller Beteiligten sind für die Lebensräume der Zukunft unumgänglich, denn jede Nutzung hat Auswirkungen auf die Lebensräume und jeder Einzelne trägt damit auch für die anderen Verantwortung.
Details können im Beitrag zum Runden Tisch nachgelesen werden.


Runder Tisch „Lebensraum“

„Das Verhalten jedes einzelnen wirkt sich auf das Wildtierverhalten und die Lebensräume aus. Die Jagd, Land- und Forstwirtschaft wollen daher als Lebensraumpartner Naturnutzer informieren, aber auch die Ansprüche der unterschiedlichen Nutzer in den diversen Gesetzen verankern. So sollen die jeweiligen Ziele gemeinsam und somit auch leichter erreicht werden“, betonten Landesjägermeister Josef Pröll und Geschäftsführer Leopold Obermair beim 3. Runden Tisch „Lebensraum“ des NÖ Jagdverbands, der im Rahmen des Schwerpunkts „Zukunft.Lebensraum“ in der Landwirtschaftlichen Fachschule Obersiebenbrunn stattfand. Nach einem Expertenkongress im April und zwei Runden Tischen zu den Themen „Wild“ und „Mensch“ mit Experten von diversen Nutzergruppen, standen diesmal politische Initiativen und eine rechtliche Umsetzung im Fokus. Die Experten fordern u.a. einen intensiven Austausch der Natur-Nutzergruppen, eine Naturbildung in der Pflichtschule, eine fachübergreifende Ausbildung im land- und forstwirtschaftlichen Bereich, ein Bremsen der Bodenversiegelung und den Abbau von Barrieren bei Lebensraumkorridoren sowie die Stärkung regionaler Prozesse auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Die Inhalte und Bilder sind im Beitrag zum Runden Tisch abrufbar.