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Zwischenbilanz zum Hochwasser

9. Oktober 2024

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Schwarzwild oder Wildschwein im Wasser

Fallwildentsorgung ist fast abgeschlossen, nun geht es an Bestandsschätzung. Schäden wohl erst 2025 bezifferbar.    

Der außerordentlich lang anhaltende und starke Regen im September hat in Niederösterreich Städte, Dörfer, Häuser und Verkehrswege, aber auch Lebensräume und die Tierwelt arg in Mitleidenschaft gezogen. So fanden die Jägerinnen und Jäger nach dem Hochwasser in betroffenen Gebieten vermehrt Fallwild, wobei das Ausmaß aber regional sehr unterschiedlich war. Vor allem Rehe, Wildschweine und Feldhasen, aber auch Igel oder andere am Boden lebende Tiere waren betroffen. Die Tiere kamen zum Teil in den Fluten und im Hochwasser zu Tode. Genaue Abschätzungen zu den Folgen sind erst in einigen Wochen möglich, wenn das Wasser auch in den Auen zurückgegangen und alle Reviere begehbar sind. Die bisherigen Untersuchungen des NÖ Jagdverbandes in Kooperation mit diversen Tierärzten und dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) deuten zudem darauf hin, dass der abrupte Wetterumschwung mit dauerhaftem Regen in manchen Gebieten zu starker Unterkühlung und damit einhergehenden Erkrankungen (z.B. Lungenentzündung) geführt hat. Die Niederwildreviere im Wein- und Industrieviertel waren vom Hochwasser insgesamt weniger betroffen und weisen gute Wildbestände auf. Das ist nach der positiven Besatzentwicklung in den letzten Jahren eine gute Nachricht.

„Die Jägerinnen und Jäger schätzen aktuell die Schäden und die Bestände, um Ableitungen für die Bejagung sowie die Hege und Pflege des Wildes und der Lebensräume zu treffen. Wiederhergestellt werden müssen etwa zerstörte Wildkorridore und Grünbücken, Schutzinseln, Äsungsflächen und Einstände“, so Landesjägermeister Josef Pröll. Aber alle können einen Beitrag zum Schutz des Wildes leisten, so Pröll: „Wir appellieren an alle Naturnutzer, sich wildgerecht zu verhalten und sich nur auf den vorgesehenen Wegen zu bewegen. Damit kann jeder gewährleisten, dass Wildtiere nicht flüchten müssen und unnötig Energie aufbringen müssen, die sie für ihr Überleben benötigen. Wir bitten zudem alle Hundehalter, ihre Tiere bei Wanderungen und Spaziergängen in der Natur anzuleinen.“

Situation in den Revieren

Die Lebensräume, die vom Hochwasser betroffen waren, weisen zum Teil eine Verschlammung und Schäden in der Pflanzenwelt auf. Wo Notzeitfütterung aufgrund von fehlender Äsung notwendig ist, wird diese von der Jägerschaft den Wildtieren zur Verfügung gestellt. Pflanzungen zum Ersetzen von Bäumen und Sträuchern finden großteils erst im Frühjahr statt. Über die Wildökolandaktion des NÖ Jagdverbandes, bei der in Zusammenarbeit mit der EVN und dem Landschaftsfonds der Ankauf von Bäumen und Sträuchern gefördert wird, unterstützt die Jägerinnen und Jäger sowie Grundeigentümer bei der Renaturierung zerstörter Lebensräume.

Richtigstellung von Fehlinformationen

In zahlreichen Beiträgen wurde über die Folgen für Wildtiere durch das Hochwasser berichtet. Dabei machten auch Falschinformationen die Runde, die der NÖ Jagdverband richtigstellen will:

  • Einer Bejagung von Niederwild (Feldhase, Fasan, Rebhuhn) gehen in jedem Fall Besatzschätzungen voraus, um den Bestand sowie den Zuwachs zu erheben und darauf aufbauend eine maximal zu erlegende Obergrenze festzulegen. Denn die Jagd ist nachhaltig und entnimmt nur, was natürlich zuwächst. So werden gesunde, vielfältige und robuste Bestände erhalten. In Revieren mit zu niedrigem Besatz wird nicht bejagt.
  • Der Großteil der Niederwild-Lebensräume war vom Hochwasser nicht betroffen. Dadurch gibt es in vielen Revieren jagdbare Besätze. 
  • Wild ist im Herbst ausgewachsen und in guter Kondition, was die Voraussetzung für ein Überleben im Winter ist. Insbesondere beim Federwild sind die Tiere selbstständig und flugfähig. Dadurch waren die Auswirkungen des Hochwassers sicher milder, als wenn es die nicht fluchtfähigen Jungtiere im Frühjahr getroffen hätte.
  • Raubwild wird zum Schutz der Beutearten reguliert. Vor allem Singvögel bzw. Feder- und Niederwild können durch steigende Raubwildpopulationen empfindlich dezimiert werden.
  • Rebhühner und Fasane lassen sich sehr gut voneinander unterscheiden, nämlich sowohl am Boden als auch – allein aufgrund des Stoßes – im Flugbild. Dass Rebhühner „indirekt“ verletzt oder erlegt werden, ist auszuschließen, da Fasan und Rebhuhn einfach zu unterscheiden sind, Jägerinnen und Jäger gut ausgebildet werden sowie Tiere richtig ansprechen – also erkennen und eindeutig zuordnen – können. Nur ein richtig angesprochenes Tier darf gemäß der Weidgerechtigkeit auch erlegt werden. Die Tiere werden im Flug erlegt, nicht am Boden. Der Abstand der Tiere zueinander im Flug ist für die Erlegung einzelner Tiere mehr als ausreichend.

Gesundheit der Bestände als oberstes Ziel

Nach dem Rückgang des Wassers haben Jägerinnen und Jäger, Kommunen, Betriebe sowie die Land- und Forstwirtschaft an der Sammlung und Entsorgung von Fallwild und Kadavern in den betroffenen Gebieten mitgewirkt, um die Ausbreitung von Keimen und Bakterien zu verhindern. Die Fallwildzahlen werden in den Abschusslisten und -plänen vermerkt, denn das Fallwild wird auf den Abschussplan angerechnet und die Bejagung der Entwicklung der Bestände angepasst. Diese Zahlen und die Einschätzung der Jägerinnen und Jäger vor Ort werden gute Schätzungen über die Bestandsentwicklung geben. Bei Wildarten ohne Abschussplan werden ebenfalls generell regelmäßig Bestandserhebungen durchgeführt (z.B. Feldhasentaxation mit Wärmebildkameras). Darauf aufbauend wird je nach Bestandsentwicklung die Bejagung abhängig von jagdlich nutzbarem Überschuss geplant. Ist dieser nicht gegeben, wird auf eine Bejagung verzichtet. 

Zahlreiche Schutzmaßnahmen wirkten

Maßnahmen zum Schutz der Wildtiere bei Extremwetterereignissen werden von Jägerinnen und Jägern nicht erst seit dem letzten Hochwasser, sondern permanent gesetzt. Dazu zählen:

  • Dialog mit land- und forstwirtschaftlichen Betrieben sowie Zusammenarbeit z.B. beim Anlegen von Strauch- und Baumstreifen, die Wind und Wasser bremsen, sowie dem Säen von Wildäckern, Wiesen und Brachflächen als natürliches Futter
  • Mitwirken bei Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen, um Wildinteressen zu wahren
  • Schaffen und Schützen von Einständen, die Schutz vor dem Wetter bieten
  • Erhaltung und Schaffung von Grünbrücken und Wildkorridoren ermöglichen sichere Flucht
  • Schaffen von Wildinseln entlang von Gewässern, auf die sich Wildtiere im Falle eines Hochwassers zurückziehen können, aber auch Erhaltung natürlicher Hochlagen
  • Erhaltung von Auen und Pufferzonen, die bei Hochwasser überflutet werden und Wildtiere außerhalb dieser Zonen besser schützen
  • Entwickeln und Erhalten wildgeeigneter Lebensräume sowie nachhaltiges und weitsichtiges Bestandsmanagement sorgen für gesunde und robuste Bestände, die Extremwetterereignisse besser überstehen können